Schulbesuch am Tag der Pressefreiheit

Erster Schülermedientag in Bayern am 3. Mai 2019

Sind Meinungs- und Pressefreiheit in der Welt nicht selbstverständlich? Wo und wie können das Recht auf Information und gefährdeter Medien unterstützen? Die Schüler der Klasse 10a der Rudolf-Steiner-Schule/ München Daglfing zeigen sich engagiert und gut informiert, als ich über die weltweit wachsenden Repressalien gegenüber Medien und Journalisten sowie über die Einschränkung der Meinungsfreiheit der Bürger spreche.

So nennt der gemeinnützige Münchener Verein „Journalisten helfen Journalisten“ über 800 getötete Journalisten allein in den letzten 15 Jahren – tausende wurden verletzt, verhaftet und viele meiner Kollegen/innen gefoltert.
Als ich zwei Listen mit den Namen hunderter in der Türkei inhaftierten Journalisten und Medienvertretern durch die Schulbänke gehen lasse, machen die Fotos der Inhaftierten, die schweren Anschuldigungen gegen sie und die hohen Strafen die Jugendlichen sichtlich betroffen. Die Auflistung der vielen Menschenrechtsverstöße lässt sie etwas erschrocken schweigen.

Nichts ist selbstverständlich, man muss jeden Tag demokratisch für Freiheit und Rechtsstaat einstehen und für ihn „kämpfen“ – das sollte die zentrale Botschaft des Schülermedientages 2019 sein. Der Bayerische Rundfunk, die Landeszentrale für politische Bildung, die Süddeutsche Zeitung und weitere Medienhäuser hatten sich zu dieser erstmaligen bayernweiten Aktion zusammengeschlossen. Interessierte Schulen konnten sich anmelden. Journalisten (so auch ich) haben dann unentgeltlich individuelle Info-Stunden übernommen.

Frau Dr. Edith Weiller, Deutschlehrerin der Klasse 10a, hatte an der Waldorfschule in Daglfing alles für ihre Schüler und mich vorbereitet.
Was sind „Fake News“, warum gefährden sie unseren gesellschaftlichen Frieden wie auch die Demokratie und was kann man als Bürger dagegen tun? Wie arbeiten öffentlich-rechtliche Medien, welche Kompetenzen und welche internen Kontrollmechanismen machen sie glaubwürdig und transparent? Warum sollte man gepostete „Nachrichten“ auf Facebook, Twitter oder YouTube skeptisch betrachten und stets auf Glaubwürdigkeit überprüfen? Welche radikalen Gruppen und autokratische Staaten wollen mit „Fake News“ den sozialen Frieden zerstören? Das waren weitere meiner Themen an diesem Tag.

Die kurzen Filmbeispiele, eigene Fernsehbeiträge und Reportagen sowie Berichte über die Teamarbeit in den Auslandsstudios der ARD/BR lösten eine spannende Diskussion in der Klasse aus. Die Lage in der Türkei und die Behinderung von Meinungs- und Pressefreiheit sowie die Kriminalisierung ganzer Bevölkerungsschichten durch die aktuelle Regierung interessierten die Jugendlichen dabei sehr – hier ging es um wirklich anschauliche da menschliche Beispiele.

Die bei uns in Deutschland wie selbstverständlich gelebte Meinungs- und Pressefreiheit wird angesichts einer krisengeschüttelten Welt zur kostbaren Errungenschaft. Nur wer weiß, worum es dabei geht und was man für unsere Meinungsfreiheit tun muss, kann sie auch bewahren und weiter entwickeln

Die 10a und ich wollen uns bald erneut treffen. Dann soll es um die Macht der Daten und die Gefahr der „Datendiktatur“ gehen. Das neue chinesische Gesellschaftsmodell des „Social Scoring“, in der eine vom Staat erzwungene „schöne neue Welt“ die Freiheit von Meinung und gelebte Individualität ablösen soll, wird mit im Mittelpunkt stehen.