Thomas-Dehler-Preis 2019
Der Menschenrechtsanwalt Veysel Ok steht, wie kaum ein anderer, stellvertretend für den Kampf um Rechtsstaatlichkeit in der Türkei. Dafür erhielt er jetzt den renommierten „Thomas-Dehler-Preis“.
Bekannte und unter Anklage stehende Journalisten wie Deniz Yücel, Ahmet Altan oder Sahin Alpay waren seine Mandanten, haben Rechtsbeistand bei dem in Diyarbakır geborenen Menschenrechtsanwalt gesucht. Eine mutige und risikoreiche Arbeit – mittlerweile steht der 36-jährige selber unter Anklage der türkischen Justiz.
Veysel Ok sagte zur Verleihung des Preises: „Das Zeichen, das mit diesem Preis von der Thomas-Dehler-Stiftung und der Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit gegeben wird, ist Ansporn für den Kampf für Presse- und Meinungsfreiheit. Ich nehme diesen Preis stellvertretend für all jene an, die sich tagtäglich in Gefahr begeben, um Menschenrechte zu verteidigen.“
Ich habe Veysel Ok im Februar in Istanbul kennengelernt. Ein wirklich unerschrockener Anwalt, der – unterstützt von Schwester und Kollegen -täglich dafür kämpft, das Rechtsstaat und Zivilgesellschaft in der Türkei ein Überleben finden.
Als Mitbegründer der NRO “Media and Law Studies Association (MLSA)“ arbeitete er zudem an landesweiten Studien zur Mißachtung und Verletzung von Menschenrechten in türkischen Gerichtsverfahren. Veysel Ok und die MLSA sind so wichtige Ansprechpartner für den Europarat, die Europäische Kommission und Europaabgeordnete geworden. Veysel Ok hat dutzende Verfahren bis an den Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte gebracht
Für mich war es deshalb eine Ehre, bei der Preisverleihung im Münchner Künstlerhaus die Hauptrede zu der Situation der Menschenrechte in der Türkei zu halten. Schon im Februar hatte ich Veysel in Istanbul persönlich kennengelernt – dabei hatten wir einen regen Austausch zum Thema „Menschenrechte“. Große Hoffnungen auf eine verbesserte Lage in der Türkei fanden wir dabei leider nicht. Dafür aber lernte ich Veysel als sehr freundlichen und hilfsbereiten Menschen kennen, der für seine Arbeit auf ein eigenes häusliches Familienleben verzichtet.
Sabine Leutheusser-Schnarrenberger, Vizepräsidentin der Thomas-Dehler-Stiftung hielt an diesem Abend die Laudatio: In einer „von Willkür und weitgehender Rechtlosigkeit geprägten Politik des allmächtigen Präsidenten Erdogan, die sich gegen die angeblichen Feinde dieses autoritären islamischen Staates richtet, arbeitet unser Preisträger als Rechtsanwalt – nicht für die Herrschenden, sondern für die in ihren Rechten verletzten, ihrer Existenz teilweise beraubten Menschen“, so die ehemalige Justizministerin.
Veysel Ok ist nun zurück in der Türkei. Über ein Dutzend Mandanten hoffe auf seine anwaltliche Hilfe und die baldige Entlassung aus dem Gefängnis. Sein eigenes Gerichtsverfahren wird im Herbst fortgesetzt. Im schlimmsten Fall droht ihm dabei eine Gefängnisstrafe.
Ruf nach Gerechtigkeit
(Veröffentlicht 11.02.2019 auf YouTube)
Dilek Dündar, studierte Wirtschaftswissenschaftlerin und Filmproduzentin, beklagt die Missachtung von Menschenrechten in der Türkei. Sie appelliert an die Welt, den Opfern im Land zu helfen.
Ihr Ehemann Can Dündar, Chefredakteur der damals noch regierungskritischen Zeitung Cumhuriyet, ist 2016 wegen Spionage und der Veröffentlichung von Staatsgeheimnissen zu fast 6 Jahren Haft verurteilt worden. Gegen das Urteil wurde international protestiert. Im Juli 2016 nutzte Can Dündar eine Gelegenheit, nach Deutschland auszureisen. Der gemeinsame Sohn von Dilek und Can Dündar lebt in London.
Doch Dilek Dündar kann und darf nicht zu Ihrer Familie reisen. Sie muss in der Türkei blieben.